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Touren- und Rennberichte - Bericht von den HEW Cyclassics 2000

6.8.2000 in Hamburg, Jedermann-Rennen über 55, 113 oder 166 km, insgesamt ca. 10.500 Teilnehmer, Weltcuprennen über 251 km, Wetter: 21°C, trocken, leichter Westwind.

Von diesem Rennen hatten wir zuerst 1997 gehört. Da hatte Jan Ulrich gerade die Tour gewonnen und danach eben die Cyclassics in Hamburg. Im Fernsehen wurde nebenbei erwähnt, dass gleichzeitig auch ein Jedermann-Rennen mit 4000 Teilnehmern stattgefunden hätte. Das setzte sich im Hinterkopf fest. Erste Versuche, den Veranstalter ausfindig zu machen, scheiterten, aber 1999 gabs dann eine Internet-Seite, über die man sich informieren konnte. Tandems sind ausdrücklich zugelassen und werden in eigenen Wertungen geführt, ohne weitere Unterteilungen. Neben Rennlenkern dürfen auch gerade Lenker mit oder ohne Hörnchen gefahren werden. Angeboten werden drei Streckenlängen (s. Bild 1): 55 km (kleine Runde), 113 km (große Runde) und 166 km (große + kleine Runde). Daraufhin haben wir uns für das Rennen über 55 km angemeldet und angefangen, auf unserem Tandem etwas ernsthafter zu trainieren.

 Bild 1: Streckenführung

Den Sommerurlaub 2000 haben wir dann so gelegt, dass wir nicht weit von Hamburg weg waren und zwischendurch zum Rennen fahren konnten. Im Urlaub war Susi übrigens das erste Mal mit Rennrad unterwegs, so dass sie Sonja und mir auf dem Tandem mit dem Gepäck echt Paroli bieten konnte, hat viel Spass gemacht und zu vielen kleinen Scharmützeln mit wechselnden Siegern geführt, s. Bild 2.

 Bild 2: Susi mit dem roten Flitzer hetzt das Tandem.

Schon einen Tag vorher auf der Hinfahrt waren wir mächtig aufgeregt, da wir sowas noch nie gemacht haben, zwar schon Einzelzeitfahren im Triathlon, aber die Aussicht, unter 5000 anderen zu stecken, war doch irgendwie beunruhigend. Das Tandem hatten wir zum Rennen um Lichtanlage, vorderes Schutzblech und natürlich den Kinder-Kurbelsatz erleichtert. Hinteres Schutzblech und Gepäckträger blieben dran, das war uns zu fummelig. Die Lenkerhörnchen wurden deutlich nach unten gedreht, so dass eine günstigere Sitzposition möglich wurde, ähnlich wie auf den Bremsgriffen eines Rennlenkers. Die Unterarme liegen dabei leicht auf den normalen Lenkergriffen auf (s. Bild 2). Das war sehr gut, lassen wir gleich so.

 Bilder 3-5: Startbereich

Unsere Sorgen waren unbegründet, da die Organisation sehr gut war. Die Teilnehmer waren in Blöcke zu 500 eingeteilt, die in 3-Minuten-Abständen gestartet wurden. Da wir keine Vorjahreszeit aufweisen konnten, waren wir recht weit hinten eingeteilt, aber dafür ein wunderschönes Plätzchen, mitten auf der Kennedybrücke mit Blick auf die Alster (Bild 5). Im Vorfeld haben wir mehrere andere Tandemteams getroffen, die auch alle das erste Mal dabei waren und nicht genau wussten, was auf sie zukommt. Die sahen aber alle auch halbwegs "normal" aus, was uns beruhigte. Das Wetter hielt, war optimal, bedeckt bei 20 Grad und wenig Wind.

 Bild 6: Der Start

Der Start verlief wie gesagt in Wellen, so dass es entgegen den Vorjahresberichten anderer Leute gar kein Gedrängel gab. Jeder hatte einen Transponder an der Gabel für die individuelle Zeitmessung. Ein irres Gefühl, so ein Massenstart. Wir starteten flott und begannen uns vorzuarbeiten. Im Schatten des fahrenden Feldes fuhren wir gut 37 km/h, was uns erschreckend schnell vorkam, obwohl es sich vertretbar anfühlte. Die Unterschiede im Leistungsanspruch bei den Teinehmern waren erheblich, von Stadtrad mit Korb vorne drauf bis zum ambitionierten Halbprofi war alles dabei, auch viele Mountainbikes, meistens mit schmalen Reifen versehen.

 Bild 7: Unser wichtigster Fan

Der Start war eine Erlösung, alle Anspannung wie weggeblasen. Da wir nicht zuviel riskieren wollten, warteten wir erstmal ab, was sich tut. Schnell hatten wir eine kleine Schlange in unserem Windschatten. Nach ca. 10 km überholte uns eine kleine Gruppe, die es eindeutig eilig hatte. Kurz entschlossen hängten wir uns dran. Das war dann für uns Neulinge der Wahnsinn. Das waren einige Jugendfahrer, so 16 bis 18 Jahre, und ein paar andere, die fuhren um die 42 km/h im Schnitt, und wir mussten echt ackern, um nach Kurven dran zu bleiben. Nachdem wir auch ein paarmal Führungsarbeit gemacht hatten, akzeptierte uns die Gruppe und es wurde fleißig rotiert. Ich glaube, die waren allesamt besser als wir, aber wir konnten unsere Vorteile als Tandem ausnutzen. Der Schnitt stieg zwischenzeitlich auf über 40 km/h, wir konnten es kaum glauben. Es war ein ständiger Kampf, mal voller Antritt, mal rollen. An den ersten richtigen Steigungen so bei Kilometer 40 wurden wir dann doch abgehängt, die Gruppe auch sonst gesprengt, da half alle Anstrengung nix. Aber auf den Abfahrten waren wir aufgrund von Tandem-Aerodynamik wieder deutlich im Vorteil und haben die meisten Leute wiedergesehen und überholt. Wir haben im Schlussteil offenen Applaus bekommen, offenbar waren wir das erste Tandem, das vorbeikam. Die letzten Kilometer in der Innenstadt sind wir dann solo wie im Rausch gefahren. Die vielen Zuschauer, das war einfach toll.

 Bild 8: Zielbereich auf der Mönckebergstraße

Unser Tacho zeigt im Ziel einen Schnitt von 39.5 km/h an, so schnell sind wir noch nie gewesen. Letztlich haben wir mangels besserer Teams die Tandemwertung über diese Strecke gewonnen, 19 Tandems waren am Start. Nach der Zeit war Susi die zweitschnellste Frau über diese Strecke (ist natürlich nicht ganz fair), insgesamt waren von 5000 Teilnehmern knapp 100 schneller als wir. Aber wie gesagt, das war das "Sprint"rennen. Auf den längeren Strecken waren insgesamt 7 Tandems dabei, die Sieger über 166 km sind einen beachtlichen 36er Schnitt gefahren. Überhaupt scheint die Leistungsdichte auf den langen Strecken höher zu sein, liegt sicher auch daran, dass auf 166 km ein Mindestschnitt von 33 km/h zu fahren ist, was untrainierte Radfahrer definitiv nicht schaffen. Interessanterweise wurden alle drei Tandemwertungen von gemischten Paaren gewonnen (s.u.).


Bilder 9 und 10: Nach dem Zieleinlauf ... und etwas später.

Fazit: Wir sind begeistert, da gehen wir wieder hin, wenn es sich irgendwie einrichten lässt. Dass es jedesmal so gut läuft, wagen wir nicht zu hoffen, ist halt Glück, wenn man eine harmonierende Gruppe erwischt. Aber auch so haben wir gelernt, dass man ca. 3 bis 5 km/h schneller fahren kann als im Training, wegen des Sogs der vielen anderen Fahrer. Das Anstrengendste aber war die mentale Anspannung über die gesamte Renndauer, selten so eng maneuvriert bei solchem Tempo. Wir hatten echte Matschbirnen am nächsten Tag. Wie gefährlich so ein Rennen ist, können wir nicht einschätzen, da uns nichts passiert ist. Manchmal wars sehr eng, aber die Leute um uns rum verstanden was vom Fahren. Wir haben unterwegs einige Unfallstellen gesehen, seltsamerweise meistens auf gerader Strecke. Die Strecke selbst war nicht sehr schwierig, wenig enge Kurven, meist breite Straßen, nur seichte Steigungen (ca. 5 %) und Abfahrten (maximal 55 km/h gefahren). Aus der Tandem-Mailing-Liste haben wir leider keinen gesehen, die Hinsch's sind aber dabeigewesen und waren laut Ergebnistabelle auch flott unterwegs (s.u.), schönen Gruss auf diesem Weg!

Ach ja, Radfahren in Hamburg schien uns sonst nicht so toll zu sein, aber vielleicht kennen wir bloß die Schleichwege nicht.

Termin nächstes Jahr: 19.8.2001


HEW Cyclassics Hamburg 2000 - (18) 55km Tandem

  Rang Namen                                    Land/Ort                   Zeit    Stnr     km/h
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    1. Bettge Susi+Dirk Bettge                  Berlin                1:25.55,1 (13230)   38,604
    2. Schmidt-Feneberg Peter+Feneberg Monika   Hamburg               1:35.36,5 (13398)   34,691
    3. Herder Ulf+Stefani Burmeister            Hamburg               1:35.58,0 (13887)   34,562
    4. Klijn Jan+Holger Hachmeister             Hamburg               1:39.57,8 (11081)   33,180
    5. Marahrens Norbert+Johann Rembges         Bremen                1:40.36,3 (13308)   32,968
    6. Prigge Reinhard+Lars-Peter Prigge        Hamburg               1:41.38,4 (13983)   32,632
    7. Hinsch Reiner+Katrin Hinsch              Bad Oldesloe          1:42.40,1 (13872)   32,305
    8. Eschert Paul+Karin Eschert               Tambach-Dietharz      1:45.32,7 (14694)   31,425
    9. Ackers Kristin+Konstantin Ackers         Ahrensburg            1:48.34,4 (14711)   30,548
   10. Feth Jens+Sükran Celebe                  Hamburg               1:52.08,4 (14852)   29,577
   11. Kuhl Jörn+Astrid Brunzel                 Marburg               1:53.29,1 (14874)   29,226
   12. Claus Dorian+André Güttler-Jensen        Hamburg               1:56.29,4 (14616)   28,472
   13. Bosselmann Jens+Evi Segkis               Hamburg               1:57.14,5 (13389)   28,290
   14. Antefuhr Joachim+Angelika Vollbrecht     Hamburg               1:58.50,0 (14638)   27,911
   15. Böttcher Uwe+Serdal Celebi               Hamburg               2:01.01,2 (14855)   27,407
   16. Rockel Volker+Gustav Klein               Hamburg               2:01.58,0 (14936)   27,194
   17. Giesecke Maren+Kati Schneeberg           Gittelde              2:02.32,3 (13569)   27,067
   18. Riecke Michael+Ines Mello                Norderstedt           2:13.29,1 (14907)   24,847
   19. Zill Peter+Anna-Katharina Wintj          Hamburg               2:15.11,3 (14615)   24,534

HEW Cyclassics Hamburg 2000 - (38) 113km Tandem

  Rang Namen                                    Land/Ort                   Zeit    Stnr     km/h
------------------------------------------------------------------------------------------------
    1. De Leuw Peter+Andrea Pühse               Hamburg               3:35.27,3  (3402)   31,734
    2. Peemöller Timm+Armin Schröder            Hamburg               3:56.20,8  (2868)   28,929

HEW Cyclassics Hamburg 2000 - (58) 166km Tandem

  Rang Namen                                    Land/Ort                   Zeit    Stnr     km/h
------------------------------------------------------------------------------------------------
    1. Dakowski Guido+Claudia Stader            Langenfeld            4:35.25,1  (7062)   36,309
    2. Pflügl Uwe+Rudolf Hecking                Hamburg               4:42.59,0  (3387)   35,338
    3. Hall Simon Percy+Rudolf Hennig           Leverkusen            4:49.43,1  (1809)   34,516
    4. André Lutz+Hella André                   Oldenburg             5:15.57,4   (879)   31,650
    5. Eschert Detlef+Christoph Tappert         Tambach-Dietharz      5:20.17,7  (3364)   31,221


D. Bettge; letzte Änderung: 19.9.2000