Fotoecke – Digitalisieren von Dias
Wer eine größere Sammlung Dias aus der vordigitalen Zeit besitzt, wird sich irgendwann fragen, ob man diese nicht in guter Qualität digitalisieren kann, wenn möglich zu geringen Kosten. Soweit ich das bisher sehe, gibt es folgende Möglichkeiten:
- Kommerziell scannen lassen – Vorteile: Keine Arbeit mit dem Scannen, Dias abgeben und DVDs abholen, sehr hohe Auflösungen möglich; Nachteile: Kosten von ca. 20 Cent bis 1,50 Euro pro Dias je nach Auflösung und Qualität, Bildausschnitt meist mit Sicherheitsmarge gewählt, Nachbearbeitung je nach Ergebnis und Ansprüchen trotzdem noch nötig (Bildausschnitt, Kontraste, Horizontlage etc.).
- Scannen mit "normalem" Diascanner – Vorteile: Alles selbst im Griff; Nachteile: Alle Dias einzeln einschieben, lange Scandauer (mehrere Minuten pro Dia)
- Scannen mit Magazin-Scanner – Vorteile: Alles selbst im Griff, automatisiertes Scannen direkt aus dem Magazin; Nachteile: lange Scandauer (pro Dias nicht schneller als Einzelbildscanner)
- Scannen mit DSLR, Makroobjektiv und Diaprojektor – Vorteile: Alles selbst im Griff, sehr schnelles Scannen direkt aus dem Magazin, hoher Kontrast, hohe Auflösung; Nachteile: Man muss wirklich alles selbst machen und braucht eine DSLR mit einem echten Makroobjektiv, keine hardwareseitige Staubentfernung wie bei Scannern möglich.
Wenn man ohnehin eine DLSR mit Makroobjektiv sein eigen nennt, dann kann die letztgenannte Alternative die effizienteste sein: Es ist vergleichsweise schnell und außerdem mit geringen Zusatzkosten verbunden. Zu diesem Thema gibt es im Internet bereits diverse Hinweise und Diskussionbeiträge. Die wesentlichen Informationen kann man sich also zusammensuchen. Der praktische Erfolg setzt dann noch etwas Experimentiergeist und ein wenig Fingerspitzengefühl bei Aufnahme und Nachbearbeitung voraus. Bei mir sieht das in etwa so aus (ja, das ist alles sehr provisorisch, aber es funktioniert):
Ich zähle einfach mal auf, welche Geräte mit welchen Einstellungen ich zur Zeit benutze:
- Nikon D80 mit Makroobjektiv Micro Nikkor 3,5/85 DX und Infrarot-Fernauslöser. Kameraeinstellungen: RAW-Format, ISO 100, WB 3200 Kelvin (wegen der gedimmten Halogenlampe), Zeitautomatik auf Bende 13, Korrektur -1,0 Stufen, manueller Fokus, VR aus, Vergrößerung ca. 1:1,5 (logisch). Hin und wieder zusätzliche abweichende manuelle Belichtungskorrektur. Spiegelvorauslösung ist bei den kurzen Belichtungszeiten von unter 1/100 sec eigentlich nicht nötig. Das Objektiv sollte keine zu kurze Brennweite haben, sonst stößt das Diamagazin an die Kamera.
- Diaprojektor Braun 250 CI-AF (250 W Halogen, dimmbar). Herausgenommen werden das Objektiv sowie beide Kondensorlinsen. Das Infrarotfilter muss unbedingt drin bleiben! An Stelle der Kondensorlinse hinter dem Filter wird eine passend zurecht geschnittene opake Acrylglasscheibe eingesetzt. Diese bildet die Hintergrundbeleuchtung für die zu scannenden Dias. Die Lampenhelligkeit dimme ich auf einen Wert deutlich unter der maximalen Helligkeit, aber immer noch so hoch, dass die Belichtungszeiten ca. bei 1/100 sec oder kürzer liegen.
- Alle Hochformatbilder werden vor dem Scannen um 90 Grad im Magazin gedreht, damit alle Dias mit voller Auflösung gescannt werden. Die Dias werden im Magazin mit Druckluft aus der Dose abgepustet.
- Die Kamera muss vor dem Projektor horizontal und vertikal senkrecht zum Dias ausgerichtet werden. Dies ist bei meiner primitiven Anordnung natürlich etwas fummelig, denn es kommt auf Bruchteile von Millimetern an. Das gescannte Dias sollte nicht schräg im Bild liegen sowie knapp aber komplett aufgenommen sein. Ab und zu nachkontrollieren schadet nicht.
- Wenn nichts klemmt, wird mit den beiden Fernbedienungen immer abwechselnd das Magazin transportiert und dann die Kamera ausgelöst. Ein 100er Magazin lässt sich dann in ca. 5 Minuten scannen.
- Nachbearbeitung der RAW-Dateien mit DxO und zum Schluss Abspeichern als JPG. Hier die optimalen Parameter zu finden, setzt einige Übung und Programmkenntnis voraus. In den RAW-Bildern steckt aber eine Menge Spielraum, so dass mancher Scan hinterher besser aussieht als das Original-Dia. Der sog. Overhead enthält noch ca. eine Lichtstufe zusätzliche Information in den überbelichteten Bereich, der genutzt werden kann. Die Schatten können aufgehellt werden, ohne das Rasterung eintritt. Die Farben kommen sehr schön, Kontraste können gut wieder gegeben werden. Endlich kann man Verzeichnungen rausrechnen, Horizonte gerade rücken, Kontraste anpassen, Schatten aufhellen, Weißabgleich nachbessern etc. Die leichte Vignettierung, die beim Abfotographieren wegen der nicht völlig gleichmäßigen Ausleuchtung des Dias entsteht, sollte auch korrigiert werden. In DxO lassen sich alle Grundeinstellungen für alle Bilder voreinstellen. Dies alles dauert erheblich länger als das Scannen selbst, aber ich finde es lohnt sich.
- DxO-Grundeinstellungen: Highlight-Priorität: stark; DxO Lighting: stark, 100 %; Kontrast global: -30 %; Vignettierung: -30 %; Beschneiden manuell, beliebiges Format; Unscharf-Maskierung: 33 %, Radius 3. Da DxO Bilder nicht spiegeln kann (oder?), werden alle Bilder im Nachgang noch mit einer Bildverarbeitung gespiegelt.
Soweit erstmal, Fortsetzung und Beispiele folgen...
© D. Bettge; 24.10.2010, letzte Änderung: 14.1.2011