Warum Tandemfahren?AusgleichDie überwiegende Mehrzahl der Tandemfahrer sind gemischte Paare, und zwar aus folgendem Grund: Auf einem Tandem können zwei sehr unterschiedlich starke Fahrer/innen zusammen fahren, wobei jeder seinen Teil zur Gesamtleistung beiträgt. Ein solches Tandemteam ist immer noch genauso schnell wie der stärkere Fahrer solo. Wenn z.B. der eine Fahrer mit ca. 30 km/h fahren kann und der andere nur mit ca. 20 km/h, sind als Tandemteam ohne weiteres ebenfalls 30 km/h möglich! Das gleiche gilt für Streckenlängen von Touren. Es können auch Personen als Stoker fahren, die alleine gar nicht Rad fahren könnten, z.B. Blinde, sehr alte Menschen oder kleine Kinder. |
aus J. Schöntges: Freche Lieder - Liebe Lieder, Büchergilde Gutenberg, 1987. |
Das ist ebenfalls ein wesentlicher Punkt. Ein Tandemteam muss lernen, zu harmonieren. Ein gut eingespieltes Team ist auf schwieriger Strecke einem ungeübten Team aus deutlich stärkeren Fahrern meist überlegen. Pure Kraft ist zwar nie schlecht, aber eben nicht alles. Jeder Fahrer muss lernen, seinen speziellen Part zu spielen. Viele Vorgänge wie Anfahren, Schalten und Trittfrequenz müssen abgestimmt werden, aber trotzdem effizient sein. Mit der Zeit entwickelt man ein erstaunlich feines Vermögen, auf den jeweils anderen zu achten, so dass bei minimaler Absprache ein völlig flüssiger Fahrstil entsteht. Es gibt kaum etwas schöneres und ästhetischeres als ein Tandem, das richtig rund läuft.
Tandems sind schnell. Bergauf, wo der Luftwiderstand nicht so entscheidend ist, macht sich das nicht so stark bemerkbar, aber in der Ebene und erst recht bergab wird man richtig schnell, weil der Luftwiderstand eines Tandemteams deutlich geringer ist als der von zwei einzelnen Fahrern, auch bei aufrechterer Sitzposition. Unserer Erfahrung nach sind zwei gleich starke Fahrer in der Ebene ca. 5 km/h schneller als einzeln. Abfahrten sind unbeschreiblich. Kaum ein Solofahrer bleibt da auch nur im Windschatten. Der spektakuläre Tandemsprint ist beim Bahnradsport leider abgeschafft worden wegen der hohen Geschwindigkeiten von bis ca. 80 km/h. Allerdings werden bei den Paralympics Tandemrennen auf der Straße und auf der Bahn ausgetragen. Überhaupt ist das Tandem hervorragend geeignet für den Blindensport. Es gibt in vielen Ländern eine kleine Tandem-Rennszene, wo bei lokalen Rennen Teams mit blinden und sehenden Stokern gemeinsam antreten.
Mit Hilfe eines Kurbelzusatzes können Kinder ab ca. 3 1/2 Jahren als echter aktiver Stoker, also als Stokid, mitfahren, statt nur im Kindersitz zu hängen oder auf dem Kinderfahrrad nebenher zu zuckeln. Familien mit Kindern können auf diese Weise ihren Aktionsradius erheblich erweitern.