Just als alle glaubten, ein D300-Nachfolger würde nie mehr kommen, brachte Nikon Anfang 2016 zusammen mit der D5 völlig unerwartet die D500! Die Überraschung war gelungen, die Fans waren ganz aus dem Häuschen. Canon hatte mit der 7D bereits im Jahre 2009 (!) vorgemacht, was im APS-C-Format möglich ist, z.B. professionelle Bildfolge und automatische "Flacker"-Detektion für kurze Belichtungszeiten unter pulsierendem Kunstlicht. 2014 kam dann schon die 7D Mark II, aber keine Nikon D400. So ähnlich müsste eine D400 auch aussehen – doch Nikon entschied sich zu warten und eine Entwicklungsstufe auszulassen. Derweil hatte ich längst die D7000 beschafft und war – mindestens im Vergleich zur D80 – hoch zufrieden damit.
Nach einer angemessenen Weile des Zögerns habe ich sie Anfang 2018 doch gekauft und bin schwer begeistert. Ein Trade-In Programm gab den letzten Kick, dem die D80 und das viel benutzte 18-200 zum Opfer fielen. Letzteres wurde durch das neuere 18-140 ersetzt, dazu später mehr.
Vergleich D500 – D5500
Die D500 ist für eine APS-C-Kamera relativ groß und schwer. Das wird im Vergleich mit der D5500 besonders deutlich – 860 Gramm gegenüber 480 Gramm für die einsatzbereite Kamera, also fast das doppelte. Gegenüber den 800 Gramm der D7000 ist allerdings kaum ein Unterschied. In der Praxis stellt sich ganz einfach die Frage, was man wirklich braucht. Für Sport und sonstige Action, aber auch für Porträts im Alltags-Umfeld ist die D500 einfach unschlagbar schnell und präzise. Für alles, was sich nicht schnell bewegt und nicht gleichzeitig mit geringer Tiefenschärfe aufgenommen wird, ist die kleine D5500 völlig ausreichend und viel leichter am Handgelenk zu tragen.
Im Gegensatz zu D5500 hat die D500 keinerlei Front- oder Backfokus (wie schon die D80 und die D7000). Es liegt also nicht an den Objektiven, sondern doch an den Kameras selbst. Angesichts der vielen Berichte zum Backfokus der D5500 im Netz liegt dort vielleicht doch ein grundsätzliches Problem vor, das die Praxistauglichkeit einschränkt.
Vergleich D500 – D7000
Wo liegen die Fortschritte im Vergleich zur D7000? Manches ist offensichtlich, manches fällt erst im Gebrauch deutlich auf, und mit Gebrauch meine ich vor allem Sportfotographie, s. Beispiel.
- Echte 10 Bilder/Sekunde statt 6 bei arbeitendem Autofokus. Das macht z.B. bei Läufern den Unterschied, ob man einzelne Schrittphasen gezielt auflösen kann oder nicht. Klingt nicht wesentlich, aber Läufer sehen immer am vorteilhaftesten aus, wenn sie sich gerade in der Luft befinden, ein ästhetischer Aspekt. Man kann mit 10 fps trotz der schnelleren Bildfolge mit weniger Aufnahmen auskommen, weil kürzere Serien notwendig sind, um ein gutes Bild zu erhalten.
- Das Autofokus-System ist einfach ein Traum. Dies wurde direkt von der D5 übernommen. Es ist nicht die Anzahl der Fokuspunkte, sondern das Ansprechverhalten und die Präzision der Vorherberechnung innerhalb von Bildfolgen. Der Anteil der perfekt fokussierten Bilder in Bildserien (mit Modus AF-C 3D) ist annähernd 100 %. Bei der D7000 waren es ca. 75 % und bei D80 höchstens 50 %. Bei der D500 sitzt das erste Bild, und alle weiteren werden korrekt angesteuert, während bei D7000 der Fokus manchmal leicht wegläuft und dann wieder fängt.
- Die Kombination von Autokus und Belichtungssensor. Genial. Der Belichtungssensor ist so hochauflösend, dass er Gesichter erkennt, trotz optischem Sucher. Der Autofokus kann das nutzen, um auf die Augen des anvisierten Menschen zu fokussieren, es ist fast Magie. Damit lassen sich auch mit hochlichtstarken Objektiven wie einem 1,4/50 sicher fokussierte Porträts schießen, bei denen nicht die Nase oder die Ohren als einziges scharf sind. Bei Sportaufnahmen konzentriert sich das Fokussystem auch automatisch auf das Gesicht eines Sportlers.
- "Flacker"-Reduktion: Wie bereits erwähnt erkennt die Kamera mit 50 Hz pulsierendes Kunstlicht.Bei Einzelbildern oder Bildserien wird jede Aufnahme so ausgelöst, dass bei kurzer Belichtungszeit genau das Leuchtmaximum ausgenutzt wird. Es sind dadurch fast alle Bilder ordentlich und nicht farbstichig belichtet. Schonmal versucht, Kneipenkegeln im Kellergeschoss aufzunehmen bei Schummerlicht und ISO 12800? Es funktioniert tatsächlich.
- Keine unscharfen Bilder bei 1/125 sec und eingeschalteter VR. Dies war ein ungelöstes Problem der D7000 und teils auch der D5500. Vielleicht ist das Spiegel- und Verschlusssystem der D500 besser austariert (immerhin ist der Spiegel ja noch schneller), vielleicht ist es einfach das größere Gewicht, aber die Probleme sind weg.
Gibt es auch Nachteile? Sicherlich, aber die sind größtenteils äußerlicher Natur:
- Größeres Gehäuse mit größerem Gewicht. Das Mehrgewicht sind weniger als 100 Gramm, aber das Gehäuse ist sichtbar größer, entspricht eher einer D800 als einer der kleineren Vollformat-Kameras. Aber der Griff ist sehr bequem ausgeführt. Die D5500 sieht dagegen richtig winzig aus.
- Geringere Akkureichweite. Der Akku ist der gleiche wie in der D7000, daher voll kompatibel. Das ist sehr praktisch, allerdings verbraucht die D500 ganz einfach mehr Strom, schätzungsweise knapp doppelt soviel wie die D7000. Ein Ersatzakku in der Tasche ist daher bei Sportveranstaltungen nötig, je nach der zu erwartenden Bildzahl, ca. 1.500 sollten aber drin sein.
- Kein eingebauter Blitz. Dafür ist der Sucher noch größer. Offenbar kann man nicht alles gleichzeitig haben.
- Kein einfacher Schnellzugriff auf abgespeicherte Programme wie die U1- und U2-Einstellunegn an der D7000. Dies ist unverständlich. Es gibt anwählbare Speicherbänke, aber dies ist viel umständlicher. Dafür hat die D500 mehr Knöpfe und Funktionstasten, damit lässt sich einiges ausgleichen.
© D. Bettge;
28.2.2018, letzte Änderung: 28.2.2018 .. 14.3.2018