Schließlich ging ich eines Nachmittags im Frühjahr 2008 kurzentschlossen ins Fotogeschäft und verließ es eine knappe Stunde später mit einem Kit aus einer Nikon D80 mit dem Nikon 18-200er Superzoom und einer speziellen Bildbearbeitungssoftware namens DxO, Gesamtpreis ca. 1300,- Euro. Reingegangen war ich nur mit dem Entschluss, nicht ohne Kamera wieder rauszugehen. Zwei Dinge überzeugten mich von diesem Gerät: Die intuitive Bedienung der Nikon und die Summe der Fähigkeiten des noch recht neuen Immer-drauf-Zooms. In Kleinbild-Kategorien hat dieses einen Brennweitenbereich von 27-300 mm.
Was soll ich zum 18-200 sagen - ich liebe es, womit ich offenbar nicht allein stehe (siehe z. B. Ken Rockwell). Dieser Brennweitenbereich ist fast optimal. Weder am langen noch am kurzen Ende wünscht man sich allzu oft mehr oder weniger Brennweite. Der Nutzwert gegenüber dem alten unvergessenen Tokina 35-200 ist nochmals deutlich größer. Man kann bei Bedarf in Sekundenschnelle von Weit auf Tele und zurück umschalten, hier ein Beispiel:
Weitwinkel (kurzes Ende) – mittel – Tele (langes Ende), alles vom selben Standpunkt. D80 mit Nikkor 18-200
Zum Brennweitenbereich kommen ein paar Dinge hinzu, die erst im Gebrauch und als Gesamtpaket wirklich positiv auffallen: Optische Bildstabilisierung (bei Nikon VR genannt), Innenfokussierung per Ultraschallmotor und die Möglichkeit, den Autofokus jederzeit manuell zu überfahren. In Kombination mit der Kamera, die auch bei ISO 1600 noch gute Bilder liefert, ist der Telebereich wirklich nutzbar. Die Bildstabilisierung macht das Stativ überflüssig. Die Fokussierung per Ultraschallmotor ist leise, schnell und präzise. Auf diese Weise sind mit dem 18-200 auch Sportaufnahmen problemlos möglich (z.B. hier), ohne gleich ein teures Profiobjektiv zu brauchen. Die Ausschussrate hält sich in Grenzen, kein Vergleich mit beliebigen Kompaktkameras. Der Nutzwert wird bei schlechtem Licht durch die Lichtstärke von 5,6 im Telebereich begrenzt. Der Fokusring dreht sich nicht mit, so dass man ihn in der Hand behalten kann, während der Autofokus arbeitet. Dabei ist es aber jederzeit möglich, durch Drehen die Automatik zu stoppen und manuell nachzustellen.
Die optische Qualität des 18-200 ist über alle Bereiche gut bis sehr gut. Ich kann nicht feststellen, dass bei realen Fotos Defizite auftreten, die irgendwie relevant wären. Da kommt keine Kompaktkamera mit. Dieser Eindruck wird in Kombination mit der digitalen Nachbearbeitung mit DxO (s. nächte Absätze) noch gesteigert. Alle korrigierbaren Bildfehler fallen dann weg. Wenn man genau hinschaut, was im in dieser Form Grunde nur auf großen Abzügen möglich ist, zeigen die äußersten Bildecken oft erkennbare Unschärfen. Einer 50er Festbrennweite oder einem Makroobjektiv sind solche Probleme natürlich unbekannt, aber das ist eben eine andere Zielrichtung. Im Endeffekt hat man mit dem 18-200 ein unglaublich flexibles und kompaktes Gerät in der Hand. Diese Eigenschaften erhöhen die Spontanität und Kreativität in der realen Welt erheblich, und darauf kommt es letztlich an!
Die Kamera selbst kommt wieder mal zuletzt, was ein positives Zeichen ist – sie funktioniert einfach. Sie hat wenig Schnickschnack und ist vermutlich eines der letzten Gehäuse, die kein Live-View, keine Video-Aufnahme und keinen Ultraschall-Staubfilter besitzen. Bisher vermisse ich nichts davon. Es ist wie in alten Zeiten – man schaut durch den Sucher und macht das Bild. Kein Monitor kommt mit einem guten optischen Prismensucher mit, hätte ich vor einiger Zeit auch nicht gedacht. Ich habe mich schon dabei erwischt, dass ich bei der Kompaktkamera durch den Sucher schaue – immerhin hat die C50 tatsächlich einen optischen Sucher...