Für echte Makrofotographie sind die normalen Objektive nur begrenzt tauglich. An die Abbildungsleistung eines Makroobjektivs bei Abbildungsmaßstäben bis ca. 1:1 kommt kein Zoom und keine normale Festbrennweite heran.
Eine ganze Weile hatte ich die Gelegenheit, ein manuelles Makroobjektiv, nämlich das altbekannte 1:4/105 Micro Nikkor eines Kollegen, auszuprobieren. An der D80 ist damit praktisch alles manuell: kein Autofokus (klar), keine Blendenübertragung, keine Belichtungsmessung. Aber egal, man probiert eben im M-Modus rum, bis die Belichtung stimmt und die Bilder auf dem Kamera-Display ordentlich aussehen. Bei gleichmäßigen Lichtverhältnissen ist diese Vorgehensweise im Grunde kein Problem, dauert nur etwas. Abgesehen davon, dass die maximale Vergrößerung 1:2 beträgt und sich 1:1 nur mit der zugehörigen Auszugsverlängerung erzielen lässt. Das wichtigste ist aber die Optik, und die ist beim alten 105er praktisch perfekt – keine Verzeichnung und scharf bis in die letzte Ecke.
Ja, das macht definitiv Spaß und zeigt, dass eine echte Makrooptik einem Standardzoom in punkto Vergrößerung und Randschärfe deutlich überlegen ist, jedenfalls, wenn man genau genug hinsieht. Etwas berufliche Erfahrung in der Makrofotographie habe ich mittlerweile auch. Nach einigem Nachdenken (DX oder FX-Objektiv?) entschied ich mich im Juli 2010 für die wesentlich leichtere und auch billigere DX-Variante, also das noch ziemlich neue 3,5/85 er (den vollen Namen zu nennen erspare ich mir...). Dieses hat alle modernen Finessen, also Bildstabilisation und Autofokus mittels Ultraschallmotor, der manuell überfahren werden kann. Zudem fokussiert das Objektiv bei konstanter Länge direkt von unendlich bis 1:1 durch – sehr beeindruckend und sehr schnell. Manuelles Fokussieren ist sehr direkt und angenehm möglich, wie üblich bei Nikon rein mechanisch und somit verzögerungsfrei. Manuelles Fokussieren per "fly-by-wire" wie beim Olympus 2,0/50 ist lange nicht so präzise, auch wenn es im Prinzip funktioniert.
D80 mit DX Micro Nikkor 3,5/85 und Blitz SB-400 mit Streuscheibe. Ganz rechts 100%-Ausschnitt aus dem vorigen Bild.
Optisch ist das DX-85er top, alles ist bei allen Blenden scharf, vorausgesetzt natürlich, es liegt nicht außerhalb der Tiefenschärfe. 14 Linsen sind für eine Festbrennweiter auch schon eine ganze Menge... Die Handhabung ist naturgemäß wesentlich schneller als mit dem alten manuellen Objektiv. Verzeichnung ist vorhanden, aber ziemlich gering, Vignettierung nur bei voll offener Blende erkennbar. Das Bokeh, also die Zeichnung unscharfer Lichtreflexe im Hintergrund ist recht angenehm, auch bei kleinen Blendenzahlen. Die Verwendung als Porträt-Objektiv ist sinnvoll, vornehmlich bei offener Blende.
Maximale Vergrößerungen: 1,4/50 – 1,8/35 – 3,5-4,5/18-200 – 3,5/85. Alles ca. Blende 16, mit Blitz