Bikes - MTB-Tandem
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14.1.03: Wie sagt der Volksmund so schön? Wie die Jungfrau zum Kinde! So ähnlich erging es uns in diesem Fall. Eigentlich wollten wir so schnell kein MTB-Tandem kaufen, aber nachdem wir von Bekannten den Tipp bekommen hatten, dass dieses hier im Netz angeboten wird und da ich den Verkäufer sogar schon vom Geländetraining kenne, war schnell eine Probefahrt organisiert. Dieses Fully wurde von KHS offenbar nur ein paar Jahre gebaut, jedenfalls ist es jetzt aus unbekannten Gründen nicht mehr erhältlich. Es war nicht sehr viel gefahren, vielleicht 1000 km. Die Maße des Rads passten auf Anhieb, nur Sattelhöhen einstellen und los gings. Das Fahrverhalten war auf Anhieb sehr gut, das Lenkverhalten ist dem Cannondale sehr ähnlich. Leider war der Grunewald eine einzige Pfütze aus abtauendem Eis, so dass kein Geländetest möglich war.
15.1.03: Der Rahmen macht einen sehr stabilen Eindruck. Das Unterrohr ist fast so beeindruckend wie am Cannondale. Das Kielrohr könnte sicherlich breiter sein, ist aber OK. Die Gabel hat vermutlich keine Tandem-Freigabe, besteht aber in allen wesentlichen Teilen aus Stahl. Unser Teamgewicht wird sie abkönnen. Vielleicht sollten wir uns mittelfristig nach einer steiferen umsehen. Die Lagerung der Hinterbauschwinge besteht aus vielen kleinen Gleitlagern, die der Vorbesitzer in mühevoller Kleinarbeit mit passgenauen Messinghülsen versehen hat. Das macht einen guten Eindruck, ist jedenfalls besser als die originalen Kunststoff-Hülsen. Beim Fahren auf glatter Strecke verhält sich die Federung weitgehend neutral, im Wiegetritt wippt das ganze Rad deutlich.
16.1.03: So, die Schaltung haben wir umfassend auf Vordermann gebracht. Besonders hinten war kein vorhersagbares Schalten möglich. Alle Züge und Außenhüllen raus, Gripshift-Schalter raus und das Deore-Schaltwerk raus. Dafür ein XT-Schaltwerk (die Rückholfeder ist deutlich stärker sowie die Lagerung besser) und XT-Schalthebel für beide Schaltwerke - voilá, es schaltet schnell und präzise. Exzenter eingestellt, Tacho angebaut (nur hinten, Susi sagt ich soll auf die Strecke schauen), neuer Sattel hinten und ein kleiner Spritzschutz an der Gabel, der verhindert, dass Tröpfchen vom Reifen schräg nach vorne oben fliegen und dem Captain ins Gesicht.
18.1.03: Der erste Geländeeinsatz ist überstandem. Es funktioniert und es macht Spaß! Susi hat zwar Null Geländeerfahrung, aber als erfahrene Stokerin sorgte sie von Anfang an dafür, dass das Langschiff im Wald fast genauso sauber lief wie ein Solo-MTB. Nur die ganz fiesen Abfahrten (steil, schmal, geröllig) haben wir erstmal weggelassen. Aber aha - die Federung bügelt eine ganze Menge weg. Wir sind beide noch nie vollgefedert gefahren. Nach einer Weile hört man auf, vor jedem Schlagloch "Achtung!" zu rufen. Auf schmalen Trails zwischen Bäumen muss man natürlich vorsichtiger sein als sonst, damit das Heck auch überall rumkommt, aber wie der Segler sagt: Länge läuft. Der große Achsstand macht schnelle Abfahrten subjektiv sicherer (max. 56 gefahren!). Die Nickbewegungen und das seitliche Ausbrechen sind deutlich langsamer. Man muss auch keine Bedenken haben, dass auf Anstiegen das Vorderrad abhebt oder auf dem Abstieg das Hinterrad hochkommt. Traktion an steilen Anstiegen könnte ein Thema sein, wenn es mal glatter ist.
26.1.03: Heute sind wir erstmals richtig die Trails gefahren. Eine Dreiviertelsunde sind wir mit der Gruppe mitgefahren - das war schon deutlich länger als wir ursprünglich gehofft hatten. Allerdings auch sehr anstrengend. Natürlich waren wir etwas langsam, wenns zwischen den Bäumen durchging, aber wir sind nirgends hängengeblieben. Auf den größeren Wegen konnten wir immer wieder Anschluss finden und neue Kräfte sammeln. Holperige Pfade und Trails sind kein Problem, solange die Kurven nicht allzu eng sind. Springen ist nicht. Hindernisse bis ca. 15 cm können wir nur vorsichtig überfahren, alles kleinere auch schneller. Einzelne Stufen und kleine Treppen abwärts gehen problemlos - im Gegenteil, man muss sich keine Gedanken um die Gewichtsverteilung machen. An steilen Anstiegen muss man betont rund treten, damit das Hinterrad nicht durchdreht. Fies sind Haarnadelkurven bergauf, das war noch nix, einmal abgeschmiert. Und Aufspringen müssen wir noch üben, das dauert einfach zu lange. Alles in allem: Der Reiz des Neuen ist nach wie vor sehr stark.
1.2.03: Das erste Mal mit Benny und Julia Tandemtraining gemacht. Der Grunewald zeigte sich von seiner schönsten Seite: frisch mit Pulverschnee eingedeckt, der im Sonnenlicht glitzert. Dank Benjamins Ortskenntnis haben wir interessante aber fahrbare Wege gefunden und haben testhalber eine volle Runde auf der Wintertri-Strecke gedreht. Dabei haben wir ein wenig geübt, wie Stoker und Captain nacheinander vom Rad springen und auch wieder raufkommen ohne sich im Schnee zu wälzen. Nach dem Mittagessen mussten wir anhand unserer Matschbirnen feststellen, dass das ganze wohl doch recht anstrengend war...
15.2.03: Minuten bevor wir aufbrechen wollten klingelte der Postbote und lieferte unsere Spikereifen ab, die wir nur zwei Tage vorher bei Pedalkraft bestellt hatten. Zwei Nokia Extreme 296 mit, wie der Name schon sagt, 296 Spikes in 4 Reihen bei 2,1 Zoll Breite. Die Seitenwände sind erfreulich dünn, das Gewicht liegt bei knapp einem Kilo. Also gleich draufgezogen und los Richtung Wald. Auf dem Asphalt surrt das noch lauter als sonst schon, klingt wie die gute alte Berliner S-Bahn. Auf Eis und Schnee verschwindet das Rollgeräusch und die Reifen spielen ihre Stärken aus. Im Wald war eine Mischung aus festgefahrenem Eis mit etwas Neuschnee drauf. Der Vorteil in Kurven und beim Bremsen ist beachtlich, und vor allem verschwindet jede Verkrampfung vom Lenker. Man kann mehr oder weniger volle Pulle fahren ohne Angst haben zu müssen. Ist also eine tolle Sache trotz des recht hohen Preises von 80 pro Reifen. Nächste Woche steht der Winter-Triathlon an, da wollen wir schließlich schnell sein und das Feld nach dem Schwimmen ein wenig von hinten aufrollen.
22.2.03: Bericht vom Wintertri hier. |
12/2003: Die Raceline-Bremsgriffe gegen die HS33-Griffe vom Reisetandem ausgetauscht. Die Verbesserung in der Bremskraft ist deutlich spürbar.
11/2006: Härtere Feder in den Hinterbaudämpfer eingebaut (900 statt 700 lbs/inch). Neue Antriebskette und Kettenblätter 24-36-48, nachdem wir immer öfter Chainsucks hatten.
1/2016: Da wir das Rad de facto nicht mehr fahren, hatten wir versucht, es privat zu verkaufen. Nachdem dies komplett fehlgeschlagen ist, habe ich das Rad in die Einzelteile zerlegt und nur ein paar Komponenten aufgehoben. Alle andere – auch der Rahmen – ist in der Mülltonne gelandet. Das war's, es hat viel Spaß gemacht.