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Technik - Pedalen

Auch das ist in weiten Teilen eine Frage der Gewohnheit und der Ansprüche ans Radfahren überhaupt. Grundsätzlich gibt es drei Möglichkeiten: "normale" Pedale, solche mit Haken und Riemen und schließlich sog. Systempedale (auch "Klickpedale" genannt). Die meisten Leute sind nie mit Haken und Riemen oder Klickpedalen gefahren und werden das leider auch nie tun. Sie glauben, das sei nur etwas für den Radsportler. Gerade am Tandem gibt es aber zusätzliche Gründe, die dafür sprechen, es doch zu versuchen.

 

Ein Plädoyer für die feste Verbindung

Der einzige Nachteil von Pedalen mit fester Verbindung besteht darin, dass man beim Anfahren den einen Fuß entweder in den Riemen bekommen oder richtig einklicken muss. Als zweiter Nachteil wird oft vermutet, dass man im Falle eines Sturzes nicht aus den Pedalen käme. Das ist falsch. Aus Klickpedalen löst man sich in jedem Fall automatisch, wenn die Füße auf den Pedalen um einen bestimmten Winkel gedreht werden. Deshalb wurden solche Pedalen anfangs auch Sicherheitspedalen genannt: Das Prinzip stammt von der modernen Skibindung, die ebenfalls den Zweck hat, im Betrieb festzuhalten und bei einem Sturz auszulösen. Riemenpedale können nur dann gefährlich sein wenn die Riemen richtig fest angezogen werden und die Schuhe Halteplatten besitzen. Solche Spezialschuhe werden heute aber nur noch beim Bahnrennsport verwendet.

Bleibt also nur der erstgenannte Nachteil, nämlich reinzukommen. Beim Tandem aber braucht der Stoker bei kurzen Stopps die Füße gar nicht von den Pedalen nehmen, d.h. beim Ampelstart muss nur der Captain seinen Fuß ins Pedal bekommen. Dies kann man deutlich erleichtern, wenn man die vorderen mit den hinteren Pedalen mit Gummiseilen verbindet, so dass alle Pedalen immer aufrecht stehen. Dann wird es erheblich einfacher, in den Riemen zu kommen oder das Klickpedal zu treffen, weil das Pedal immer in derselben Position steht. Außerdem kann man ohne Komfort-Verlust einseitige Pedalen verwenden, die in Kurven erheblich mehr Bodenfreiheit haben als beidseitige.

Was schließen wir daraus? Auch ein ungeübter Stoker sollte mit Pedalbindung fahren, da er oder sie nur beim Aufsteigen auf das Rad in die Pedalen muss, und das kann man schon im Stand erledigen (s. Tipps zum Tandemfahren). Wenn der Stoker fest mit dem Pedal verbunden ist, kann er nicht davon abrutschen, z.B. bei einer Notbremsung. Das gilt auch für Stoker-Kinder, die auf einem Stokid-Zusatz fahren.

Klickpedale oder Riemenpedale?

Riemenpedale haben den Vorteil, dass man sie mit beliebigen normalen Schuhen fahren kann. Sinnvoll sind aber auch hier Schuhe mit einer möglichst harten Sohle, wie z.B. MTB-Radschuhe ohne montierte Schuhplatte. Klickpedale benötigen immer spezielle Fahrradschuhe, an denen das Gegenstück, nämlich die Schuhplatte befestigt ist. Sie haben aber Vorteile: Die Verbindung zwischen Schuh und Pedal ist besser und das Einklicken ist einfacher als das Einsteigen in den Riemen. Auf kurzen Strecken, wie den zwei Kilometern zum Kindergarten, kann man auch mit normalen Schuhen auf die Klickpedale steigen, für längere Strecken ist das aber nichts. Es gibt aber Aufsätze, die in die Klickpedale eingeklickt werden können, so dass man diese mit normalen Schuhen befahren kann.

Tipps für Anfänger

Ein mit Riemen- oder System-Pedalen unerfahrener Captain sollte sich vor der ersten Fahrt mit der Art des Ein- und Ausstiegs vertraut machen, am besten auf dem Rad sitzend und sich irgendwo festhaltend. Dann sollte er ein paar Fahrversuche ohne Stoker machen. In normalen Situationen bekommt er dann den Fuß immer auf den Boden. Alles weitere ist eine Frage der Übung. Schwierigkeiten bereiten unserer Erfahrung nach Situationen, in denen man anfährt oder sehr langsam fährt und aufgrund einer kleinen Steigung oder eines Lochs im Boden unerwartet nicht mehr weiterkommt. Wenn man dann denjenigen Fuß aufsetzen muss, mit dem man gerade mit aller Kraft aufs Pedal tritt, dann kann die verbleibende Reaktionszeit sehr kurz sein. In solchen Fällen sollte man den Fuß bewusst ausklinken, um zu vermeiden, dass man einfach umkippt.

Pedalsysteme

Look-Pedal von 1985 (Foto: Look).

1985 brachte der Skibindungs-Hersteller Look das erste wirklich funktionsfähige Systempedal auf den Markt (s. Foto). Die Radsportler waren wie bei allen Neuerungen zunächst sehr skeptisch. Nachdem aber Bernard Hinault die Tour de France damit gewann, vergingen nur noch wenige Jahre bis zum völligen Aussterben von Riemenpedalen im Straßenrennsport. Es gibt mittlerweile eine lange Reihe von Pedalsystemen, von denen die meisten ihre spezifischen Stärken haben. Für Tourenradler bietet sich eins der MTB-Systeme an, bei denen die Schuhplatte in der Sohle versenkt ist, also beim Laufen nicht oder nur wenig auf den Boden kommt. Wenn die Schuhplatte freisteht, so eiert man, kaum dass man vom Rad gestiegen ist, herum wie die Tour-de-France-Recken nach der Zieleinfahrt. Gut für die Knie ist auf Dauer eine gewisse freie Drehbarkeit, auch Fersenfreiheit genannt.

Pedalen, die m.W. nicht mehr produziert werden, sind hier untergebracht.

Systempedale mit versenkbarer Schuhplatte

Bei den folgenden Systemen kann die Schuhplatte an MTB-Schuhen befestigt werden, bei denen die Sohle rund um die Schuhplatte höher ist als diese. Dadurch kann man mit den Schuhen laufen, ohne dass die Schuhplatte den Boden berührt, oder jedenfalls nicht sehr.

SPD

Das Shimano Pedaling System (SPD) ist das unter Touren- und MTB-Fahrern zur Zeit am weitesten verbreitete System. Es ist auch unter Triathleten und Hobby-Rennradlern beliebt. Vorteile: versenkte Schuhplatte (bei MTB-Schuhen), geringes Gewicht, relativ kleiner Abstand zur Pedalachse, große Auswahl an Schuhen und an Pedalen von Shimano und diversen anderen Herstellern. Nachteile: Relativ geringe Auflagefläche (bei harten Schuhsohlen kein Problem), unter Sprint-Bedingungen nicht haltesicher genug. Neben den üblichen zweiseitigen Pedalen gibt es auch einseitige für Rennräder (leichter) und solche, die auf einer Seite eine eine ganz normale Auflagefläche haben. Hersteller-Website (s. auch diverse andere Hersteller)

Time MTB

Dieses System mit versenkter Schuhplatte ist besonders bei MTB- und Cross-Rennfahrern beliebt, eignet sich aber, genau wie das SPD-System auch für Reiseradler. Es gibt ein- und zweiseitige Varianten. Vorteile: versenkte Schuhplatte, sehr unanfällig gegen Verschmutzung, sehr sicherer Halt, Befestigung der Schuhplatte ist SPD-kompatibel. Nachteile: Das relativ hohe Gewicht der XC-Version wurde neuestens deutlich verringert. Hersteller-Website

 (ältere Modelle)

Speedplay Frog

Sehr leichtes System mit freier Drehbarkeit. Befestigung der Schuhplatte ist SPD-kompatibel. Hersteller-Website

Egg Beater

Neu ab 2001. Einstieg von 4 Seiten, könnte auch rückwärts gefahren werden. Aufnahme der Schuhplatten SPD-kompatibel. Geringes Gewicht. Look baut eine Version dieses Pedals in Lizenz. Hersteller-Website

Beidseitige Rennrad-Systeme

Die Schuhplatte ist nicht versenkbar, aber der Einstieg ist beidseitig, so dass man relativ leicht und schnell ins Pedal kommt.

Speedplay Road

Eins der leichtestn Pedalsysteme überhaupt. Ist aber ein wenig geschummelt, weil der Auslösemechanismus in der Schuplatte sitzt. Dafür ist es aber beidseitig! Es gibt verschiedene Versionen. Vorteile: freie Drehbarkeit bei trotzdem großer Sicherheit, leichtes Einrasten, geringes Gewicht. Nachteile: Laufen schwierig. Hersteller-Website

Bebop

Sehr leichtes System mit freier Drehbarkeit. Aufnahme der Schuhplatten SPD-kompatibel. Vorteile: freie Drehbarkeit bei trotzdem großer Sicherheit, leichtes Einrasten, geringes Gewicht. Hersteller-Website

Coombe

Simplizistisches Design. Sehr niedrige Bauhöhe, sehr geringes Gewicht. Adapter für verschiedene Schuhsysteme. Keine beweglichen Teile im Haltemechanismus. Eingerastet wird durch Drehen. Hersteller-Website

M2

Simplizistisches Design. Sehr niedrige Bauhöhe, sehr geringes Gewicht (ca. 100 g). Keine Informationen, ob und wie gut das funktioniert. Hersteller-Website

Einseitige Rennrad-Systeme

Bei diesen Systemen steht das Fahren im Vordergrund, Laufen ist nebensächlich und teilweise unbequem. Die gezeigten Pedale zeichnen sich aber durch relativ große Auflageflächen und sehr sicheren Halt aus.

Look Road

Das Ur-Systempedal schlechthin, damit ging 1985 alles los. Im Rennradbereich nach wie vor eins der meistgefahrenen Systeme. Vorteile: große Auflagefläche. Nachteile: Laufen schwierig, relativ großer Abstand zur Pedalachse, relativ hohes Gewicht. Hersteller-Website

Look Keo

Neues System ab 2004. Der Abstand zwischen Schuhsohle und Pedal wurde verringert, ebenso das Gewicht. Die Platten sind zwar ähnlich dem alten System, aber nicht kompatibel. Hersteller-Website

Time Impact

Eingeführt 2002 als Nachfolger des "Challenge"-Systems. Profi-taugliches Straßenpedal. Befestigung ist jetzt zum Look-System kompatibel. Vorteile: große Auflagefläche, absolut haltesicher, geringer Abstand zur Pedalachse durch zweigeteilte Schuplatte. Kein Einstellen der Federkraft nötig. Nachteile: Laufen schwierig, aber etwas besser als beim Vorgänger. Hersteller-Website

Time RXS

Nach der Einführung des Impact-Systems in 2002 legt Time 2004/5 offenbar nochmal nach, um im Leichgewichtswettkampf besser dazustehen. Die Platten sehen Impact-kompatibel aus. Noch keine Informationen, wie sich das auf Haltbarkeit und Funktion auswirkt. Hersteller-Website

Campagnolo pro-fit

Sieht ähnlich aus wie Look Road-System, ist aber etwas kleiner und leichter. Relativ großer Abstand vom Schuh zur Achse. Hersteller-Website

SPD-L

Neues Shimano-Pedal ab 2003. Platten-Befestigung ist Look-kompatibel, wie auch das ganze Pedal wieder sehr Look-ähnlich aussieht. Hersteller-Website

SPD-R

Vergrößertes SPD-ähnliches System von Shimano, von 1995 bis 2003. Eigenes Befestigungssystem, daher nicht mit allen Rennradschuhen kompatibel. Wird mittlerweile nur noch in Lizenz gebaut. Benötigt eine spezielle Aufnahme am Schuh. Hersteller-Website

Keywin

Pedal mit einstellbarer Bewegungsfreiheit und großer Auflagefläche. Relativ leicht. Abbildungen mit Schuhplatte. Hersteller-Website

Ältere Pedalen ...


© D. Bettge; letzte Änderung: 4.2.2005