Fahrradreifen sind genau so flüchtig wie Sportschuhe: Will man nach ein paar Jahren das bewährte Modell wieder kaufen, ist dieses längst aus dem Programm verschwunden, und die Sucherei geht von neuem los.
Welche Merkmale sollte ein Tandem-Tourereifen aufweisen? Unserer Meinung nach sind das folgende: Breite ca. 32 bis 37 mm. Hoher maximaler Druck, möglichst wenig Profil, möglichst dünne Seitenwand, Kevlareinlage gegen Durchstiche. Wenn das alles erfüllt ist, sollte das Gewicht auch bei 37 mm Breite deutlich unter 600 g liegen. Da bleibt nicht mehr viel übrig. Klassiker wie der Schwalbe Marathon fallen gleich mehrfach durchs Raster. Die paar wirklich schönen Reifen führen die meisten Geschäfte nicht. Wem Gewicht und Rollwiderstand egal sind, der hat es deutlich leichter bei der Auswahl.
1989-92: Panaracer Tourguard, 32-622, ca. 350 g. Sehr dünne Seitenwand, sehr leicht. Sehr schmale Mittellaufrille, sonst wenig Gummi auf der Lauffläche, Kevlar-Einlage. War etwas schmal für unsere Zwecke, sonst sehr guter Reifen.
1993-1998: Schwalbe City-Jet (oder so ähnlich), 37-622, schätzungsweise 550 g. Dünne Seitenwand, relativ leicht. Fast profillos. In dieser Form nicht mehr erhältlich.
1999: Continental Top Touring 2000, 37-622, ca. 610 g. Seitenwand etwas stärker gummiert, ausgeprägtes Rillenprofil. Neigt in eng gefahrenen Kurven zum Quietschen lange vor Erreichen der Haftgrenze. Deshalb wurden diese Reifen ausgetauscht.
1999-2004: Panaracer Pasela Tourguard, 35-622, ca. 420 g. Bisher unser Lieblingsreifen, leider nicht immer zu bekommen in Deutschland. Für die Größe auffallend leicht. Sehr dünne Seitenwand. Nur im Mittelbereich nennenswert Gummi auf der Lauffläche, dort leichtes Rillenprofil. Sehr gutes Kurvenverhalten. Trotz Kevlareinlage ist die Pannensicherheit eher mittelmäßig, aber immer noch besser als bei vielen schmaleren Reifen.
seit 2004: Vittoria Randonneur pro (Faltreifen), 37-622, ca. 540 g. Relativ leicht. Sehr durchdachte Konstruktion: Dünne Seitenwand, viel Gummi im Mittelbereich der Lauffläche, nach außen hin abnehmend. Leichtes Rillenprofil. Sehr gutes Kurvenverhalten. Auffallend geringes Abrollgeräusch. Passt gerade so zwischen den Kettenstreben des Cannondales hindurch.
2006: Continental Ultra Gator Skin, 28-622, ca. 290 g, Drahtreifen. Als Alternative zu den Reiseradreifen machen diese relative breiten Rennradreifen das Cannondale endgültig zum Winter- und Schlechtwetter-Rennrad. Die 28er Reifen passen sehr gut auf die 17 mm-Felgen. Fühlt sich etwas rennradmäßiger an als mit den 37er Vittorias, insgesamt unauffälliges Verhalten. Die Lauffläche ist im Verhältnis zum Reifendurchmesser breiter als bei der 23er Variante (s. Renntandem).
Im Rennradbereich gibt es eine breite Auswahl guter Reifen zwischen 19 und 28 mm Breite. Auch sehr schmale Reifen können am Tandem gefahren werden, wenn nur der Druck hoch genug eingestellt wird.
2001-2005: Vittoria Open Corsa CX, 23-622, ca. 230 g. Faltreifen. Baumwollkarkasse mit extrem hoher Fadenzahl, Decke mit Kevlar-Verstärkung. Laut Hersteller-Website bis 12 bar tauglich, Beschriftung bis 9 bar. Relativ teuer (ca. 40 ). Bei unserem Teamgewicht von knapp 125 kg reichen Drücke zwischen 8 und 9 bar völlig aus. Die Vittorias rollen extrem gut und haben zumindest im Trockenen sehr gute Haftung. Die Pannensicherheit ist eher mäßig, da die Reifen keine gesonderte Kevlar-Lage haben. Wir hatten auf knapp 5000 km 2 "normale" Pannen auf Grund von Durchstichen. Ein Reifen wurde durch einen Durchschlag beim Überfahren eines Steins zerstört, was vermutlich mit jedem anderen Reifen auch passiert wäre (konnte mit Euros notdürftig repariert werden).
2005: Continental Grand Prix 4000, 25-622, ca. 230 g. Faltreifen. Die Conti-Werbung versprach viel. Leider platzte der Hinterreifen nach nur ca. 100 km mit lautem Knall ohne Vorwarnung. Conti hat den Reifen zur Untersuchung erhalten (11/2005), ist aber eine Antwort zur Versagensursache schuldig geblieben. Jedenfalls haben wir auch den Vorderreifen vorsichtshalber entfernt.
2005: Continental Ultra Gator Skin, 23-622, ca. 230 g. Faltreifen. Als Verlegenheitslösung zum Ersatz der GP4000 gekauft machen diese Reifen einen guten Eindruck, soweit man das nach wenigen Ausfahrten beurteilen kann. Die Seitenwände sind mit einem Netzgewebe verstärkt. Sie sehen recht schmal aus und verhalten sich unauffällig. Die Lauffläche ist vergleichsweise schmal im Verhältnis zum Durchmesser. Vielleicht bleiben die erstmal drauf. Eigentlich waren die Vittorias doch sehr schön...
Fürs Gelände müssen Tandemreifen vor allem breit sein und kräftiges Profil besitzen. Eine dünne Seitenwand hilft, das Gewicht niedrig zu halten.
2003: Ritchey Z-Max, 54-559. Faltreifen. Sehr leicht, nicht allzu kräftiges Profil. Funktioniert.
seit 2004: Schwalbe Big Jim light, 57-559, ca. 590 g. Faltreifen. Sehr leicht, kräftiges Stollenprofil. Fällt schmaler aus als beschriftet. Funktioniert.
seit 2003: Spikereifen Nokian Extreme, 54-559, ca. 900 g. Drahtreifen. Dünne Seitenwand, sehr kräftiges Stollenprofil mit 296 Metallstiften in 4 Reihen. Breite stimmt. Generell unerwartet gute Rolleigenschaften, auch auf Asphalt. Besonders hilfreich auf Eis und vereistem Schnee. Die "Spikes" Bestehen im Kern aus Hartmetall, so dass sie auch auf Asphalt praktisch nicht abnutzen.