Reisen mit dem TandemDer Hauptgrund, ein Tandem anzuschaffen, war bei uns der Wunsch nach gemeinsamem Fahrradurlaub. Im Grunde ist das auch kein Problem, wenn man sich von der Gepäckmenge her ein wenig beschränkt oder geschickt packt oder ganz einfach für genug Stauraum sorgt. Dies und einiges mehr wird im folgenden beschrieben. |
Wenn zwei Personen auf einem Fahrrad Kleidung für zwei Wochen und eine komplette Campingausrüstung mitnehmen wollen, lohnt es sich, bei jedem einzelnen Stück zu überlegen, ob es wirklich mit muss. Das zahlt sich später aus, wenn man das alles schleppen oder über die Berge treten muss. Verwöhnte Autourlauber können das meistens gar nicht fassen, dass das gesamte Gepäck in vier große Taschen, eine Lenkertasche und die Zeltrolle reinpasst.
Was kann man weglassen? Schuhe: ein Paar für alle Gelegenheiten muss reichen. Höchstens noch ein Paar Wandersandalen, die wiegen fast nichts. Lange Hosen: Jeanshosen sind recht voluminös und trocknen schlecht. Daher am besten immer in kurzen oder langen Radhosen fahren und für abends fein noch eine leichte Sommerhose zusätzlich. Handtücher: statt normaler Handtücher Camping-Handtücher aus Kunstfasern. Die sind erstaunlich saugfähig und nehmen nur ca. ein Drittel des Platzes weg.
Gepäckträger: Lowrider vorne mit großen Taschen beladen, normaler Träger hinten, Lenkertasche für Karten und Wertsachen, am besten mit Schnappverschluss.
Taschen: Fahrradtaschen müssen richtig dicht sein, sonst muss man alles noch extra in Tüten packen. Irgendwelche komischen Erklärungen, dass die Taschen atmen können müssen, oder so, sind Quatsch. Wenn's in Strömen regnet hilft nur Dichtheit. Und die einzigen, die wirklich dicht sind, stellt unseres Wissens Ortlieb her. Die sind nicht ganz billig (ca. 150,- pro Paar), halten aber eine Menge aus.
Anhänger: Ein Gepäckanhänger kann eine Alternative zu Taschen sein, d.h. Hänger statt Taschen, so dass man auf Taschen am Rad selbst verzichten kann. Normalerweise ist es aber am besten, möglichst wenig Gerät dabeizuhaben, d.h. man sollte einen Hänger nur benutzen, wenn es nicht anders geht, und nicht weil man zu bequem ist, das Gepäck sorgfältig auszuwählen. Wir hatten 1998 einen BOB Yak 16 gekauft, das ist ein Einrad-Hänger (s. Bild), weil der hintere Gepäckträger vom Kindersitz blockiert war. Wir sind begeistert vom Bob, hauptsächlich aus zwei Gründen: Er ist absolut spurtreu (sind schon über 60 km/h gefahren), weil er nicht kippen kann und sich mit der Zugmaschine in die Kurve legt. Er wiegt ohne Tasche bloß ca. 5.5 kg. Die Befestigung ist genial: Es wird einfach der Schnellspanner des Hinterrades ausgetauscht gegen einen speziellen, der an den Enden Nuten hat, in die die Gabel des Hängers eingeklinkt wird. Kostenpunkt: ca. 300 .
Bereifung: Nicht zu schmal. Wir wiegen voll beladen ca. 200 kg, und wir sind ein relativ leichtes Team. 35mm Reifenbreite oder etwas mehr haben sich als optimal herausgestellt (z.B. Panaracer Pasela 35-622 oder Conti Top Touring 2000 37-622). Schmaler geht auch, wenn man überwiegend Asphalt erwarten darf, aber man ist dann nicht mehr sicher vorm Durchschlagen beim Überfahren von Kanten. Breiter geht natürlich immer, aber mit möglichst wenig Profil. Und immer richtig hart aufpumpen, bis ca. 20 % über Nenndruck.
Lenker: Mehrere Griffpositionen sind immer gut. Je nach Geschmack bieten sich Rennlenker an oder gerade Lenker mit sog. Hörnchen.
Werkzeug: Flickzeug, Ersatzschlauch, Pumpe, Inbusschlüssel, Maulschlüssel, Schraubenzieher, Nippelspanner, Reparaturspeiche, Kettennietdrücker, Kurbelabzieher, Textilklebeband, Draht.
Auto: Da gibts verschiedene Möglichkeiten des Transports. In jedem Fall entfällt der Bahn-typische Ein- und Umsteigestress. Die Kosten sind allerdings fast immer höher als beim Bahnfahren.
Fähren: Auf Autofähren hatten wir mit dem Fahrrad bislang noch nie Probleme, für die ist auch ein Tandem ein Klacks verglichen mit den Reisebussen. Die Fahrradkarten sind daher meist erfreulich preiswert. Nur manche Fähren zu den Nordseeinseln sind recht teuer, vermutlich wollen die damit den ortsansässigen Fahrradverleih fördern. Auf den großen Fähren, bei denen man nicht die ganze Zeit neben seinem Rad steht, empfiehlt es sich, das Rad während der Überfahrt mit einem der Gepäckseile richtig zu sichern. Auch große Schiffe können ganz schön schaukeln.
Flugzeug: Auf diesem Gebiet haben wir bisher keine eigenen Erfahrungen. Insgesamt scheint es aber kein Problem zu sein, mit dem Tandem zu fliegen, wenn man es vernünftig verpackt und nicht zu viele dumme Fragen stellt. Einen Leitfaden dazu finden Sie hier (auf englisch) .