Seit letzem Jahr veranstaltet die Weik-Stiftung in Langenfeld neben anderen Rennen ein Tandemrennen für Blinde und Sehende. Die Strecke war diesmal ein fast völlig flacher Rundkurs von 2,4 km, der keine allzu engen Kurven hatte und gegen den Uhrzeigersinn gefahren wurde. Das Rennen ist ein Kriterium, d.h. in diesem Fall, dass nach 90 min die letzte Runde eingeläutet wird. Das Wetter blieb sommerlich und trocken, also optimale Rennbedingungen. Und eigentlich fühlten wir uns auch ganz gut. Trotzdem waren nicht nur wir ziemlich nervös vor dem Start. Immerhin war es unser erstes reines Tandemrennen. Hätten wir überhaupt eine Chance, bei den schnellen Männerteams dranzubleiben, und wenn ja, wie lange? Immerhin waren wieder einige Teams aus Holland und Polen angereist.
Vor dem Start (Fotos: D. Bettge/Bernd Teschke)
Mit dem Startschuss war Schluss mit Denken. Von Anfang an wurde ziemlich Vollgas gefahren. Die Hälfte des Feldes wurde sofort oder nach den ersten Kurven abgehängt. Renate und Horst hatten am Start einen Kettenriss, ein Freiburger Team einen Reifenplatzer in einer Kurve. In den ersten Runden mussten wir nach jeder Kurve heftig um den Anschluss kämpfen, um keine Lücke reißen lassen. Mehrfach versuchte eins der stärkeren Teams davon zu fahren. Eingangs der dritten Runde gelang das den späteren Siegern auch. Dieses Team fuhr allein vor unserer 9er-Gruppe und schaffte kurz vor dem Ende sogar noch den Rundengewinn. Alle weiteren Attacken waren nicht mehr so zwingend und wurden mit vereinten Kräften gekontert. Diese 9 Teams blieben dann bis zum Zielsprint beisammen. Erstaunlicherweise konnten wir dabei noch ein paar Teams abhängen. Der Gesamtschnitt lag am Ende bei gut 41 km/h, die Zielpassage wurde im Rennen mit bis zu 55 km/h durchfahren.
Im Rennen (Fotos: Bernd Teschke/Weik-Stiftung)
Wie sich Georg ausdrückte: Wir durften bei den großen Jungs mitspielen. Wir hingen zwar nach 10 Minuten schon leise röchelnd im Unterlenker und konnten uns nicht vorstellen, das 90 Minuten durchzuhalten, aber auch die anderen wurden müder. Nach einer Weile wurde auf der Gegenwindgeraden öfter mal das Tempo rausgenommen, so dass der Puls wieder unter die Infarktgrenze gehen konnte. Im weiteren Verlauf erholten wir uns wieder und konnten uns dann ganz gut behaupten. Wenn man sich ab und zu mal vorne zeigt, wird man auch akzeptiert und ernst genommen. Einige Male passierte es, dass die Binders oder wir nach einer kleinen Aufholjagd bis vor die Spitze des Feldes durchfuhren und das als Attacke gewertet wurde, was aber eigentlich zuviel der Ehre war.
Nach der Zieldurchfahrt kamen wir im Überschwang der Gefühle noch zu Fall, als uns ein anderes Team die Hände reichte und nicht wieder losließ, so dass wir beim Vordermann einfädelten. Nichts Schlimmes passiert, aber Susis Knie haben ziemlich geblutet. So was Dummes. Andere hats schlimmer erwischt, ein polnisches Team stürzte in guter Position liegend auf der Zielgeraden.
Abgesehen von den Binders, bei denen wir perfekt untergebracht waren (vielen Dank nochmal!), haben wir einige Teams von der Tandem-Mailingliste erstmalig persönlich getroffen. Offenbar hat es allen Spaß gemacht, und alle wollen fürs nächste Mal trainieren.
Material: 4 Pedalpowers (alle rot, aber sonst gleich keines dem anderen), 3 Cannondales, 2 Santanas, viele Einzelstücke von uns unbekannten Erbauern. Fast alle fuhren Rennreifen von 23 bis 28 mm. Die Frage, ob Rennlenker oder Bullhorn für den Stoker, ist unentschieden. Außer uns hatte, soweit wir das beachtet haben, nur ein anderes Tandem die Synchronkette rechts.
Offenbar gab es ein paar Schwierigkeiten bei der Zeitnahme, die aber gelöst wurden. Vor allem aber waren die Veranstalter nicht in der Lage, festzustellen, wer Männlein und wer Weiblein ist. Deshalb hier nochmal eine nach bestem Wissen und Gewissen aufgearbeitete Tabelle. Es mag vielleicht pingelig erscheinen, aber wir haben uns allesamt echt angestrengt, und wollen deshalb auch eine korrekte Tabelle haben. Außerdem wurden Preisgelder verteilt (Männer- und Mixed-Teams gemeinsam, sowie Frauen-Teams), wobei das einzige echte Frauenteam natürlich seinen Preis bekommen sollte!
Platz | Stoker/Pilot | Verein/Ort | Runden | Zeit/Schnitt | Team | Platz |
1 | Robert Boguszewski/Piotr Sugier (?) | (Polen) | 28 (67,2 km) | 1:34:19/42,7 | Männer | 1 |
2 | Bogdak Wardak/??? | (Polen) | 27 (64,8 km) | 1:34:18/41,2 | Männer | 2 |
3 | Jurriaan Preijs/??? | Asbroek | 1:34:20/41,2 | Männer | 3 | |
4 | Luk Lukassen/Bert Eeijlkamp | Lichtenvoorde | 1:34:21/41,2 | Männer | 4 | |
5 | Fabienne Bernauer/Valentin Schorpp | RIG Freiburg | 1:34:23/41,2 | Mixed | 1 | |
6 | Andrej Zdebski/??? | Lublin | 1:34:23/41,2 | Männer | 5 | |
7 | Susi Bettge/Dirk Bettge | (tandem-fahren.de) | 1:34:24/41,2 | Mixed | 2 | |
8 | Tolak Slawomir/??? | Lublin | 1:34:25/41,2 | Männer | 6 | |
9 | Dorothée Schlüter/Christoph Timm | RIG Freiburg | 1:34:27/41,2 | Mixed | 3 | |
10 | Georg Binder/Frauke Binder | (tandem-fahren.de) | 1:34:30/41,2 | Mixed | 4 | |
11 | Andrej Gozdz/??? | Lublin | 26 (62,4 km) | 1:31:07/41,1 (1) | Männer | 7 |
12 | Rudolf Hennig/Guido Dakowski | Monheim | 1:38:22/38,1 | Männer | 8 | |
13 | Renate Jacob/Horst Jacob | (tandem-fahren.de) | 25 (60,0 km) | 1:38:00/36,7 | Mixed | 5 |
14 | Beate Zimmermann/Jochen Hüttemann | (tandem-fahren.de) | 24 (57,6 km) | 1:36:21/35,9 | Mixed | 6 |
15 | Bernhard Zerrweck/Dieter Ott | ??? | 1:37:46/35,4 | Männer | 9 | |
16 | Luud Stenbergen/Ines Meyer | Monheim | 1:39:24/34,8 | Mixed | 7 | |
17 | Achim Moll/Uwe Reimann | RIG Freiburg | 23 (55,2 km) | 1:34:33/35,0 | Männer | 10 |
18 | Andreas Wolf/Ede Wolf | RSC Niddatal | 1:37:32/34,0 | Männer | 11 | |
19 | Laura Ritterskamp/Natascha Waldschmidt | Monheim | 20 (48,0 km) | 1:36:26/29,9 | Frauen | 1 |
20 | Mareike Duday/Christian Rink | Monheim | 19 (45,6 km) | 1:39:25/27,5 | Mixed | 8 |
21 | Frank Hamann/??? | GSV Langenfeld | 17 (40,8 km) | 1:36:47/25,3 | Männer | 12 |
(1) Kurz vor dem Ziel in der Spitzengruppe gestürzt.
Offizielle Ergebnisliste, sowie die Rundenprotokolle